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Panel - Psychische Belastungen


Diese Woche: Psychische Belastungen

Nachdem wir im letzten Blogeintrag über das Gesundheitsverhalten unserer Erstsemesterstudierenden an der FAU und der Uni Ulm berichtet haben, soll es diese Woche um die Häufigkeit psychischer Probleme gehen.


Stress und psychische Belastungen sind unter Studierenden ein verbreitetes Phänomen – das zeigt nicht nur die Alltagserfahrung. Zahlreiche internationale Studien deuten inzwischen darauf hin: Ca. ¼ aller Studierenden scheinen eine psychische Störung aufzuweisen (1–6). Auch der BARMER Arztbericht 2018 kommt zu dem Ergebnis, dass rund 26 % aller deutschen Studierenden von einer psychischen Störung betroffen sind (7). Ob diese Zahlen auch für die Erstis der FAU Erlangen-Nürnberg und der Universität Ulm gelten, haben wir in unserer großen StudiCare-Panelbefragung im Herbst letzten Jahres untersucht.


Im Folgenden möchten wir euch die Ergebnisse für drei wichtige psychische Problembereiche näherbringen. Dabei geht es jeweils um die Verbreitung der Problembereiche in den letzten 12 Monaten.


 

Interesting Fact

Im Rahmen der Panelbefragung wurden psychische Problembereiche mithilfe von Screeninginstrumenten erfasst. Diese Instrumente dienen dazu, Hinweise auf eine möglicherweise vorliegende Erkrankung zu finden. Ihre Ergebnisse haben eine hohe Übereinstimmungsrate mit Diagnosen, sind jedoch nicht mit diesen gleichzusetzen. Gesicherte Diagnosen können nur im persönlichen Kontakt durch ausgebildete Experten (Ärzte, Psychologen) gestellt werden.

 

Depressive Symptome

Zeiten gedrückter Stimmung hat jeder schon einmal erlebt – gewisse Schwankungen im Wohlbefinden sind ganz normal. Manchmal kann es jedoch sein, dass die gedrückte Stimmung ein ständiger Begleiter wird und die Freude am Alltag einschränkt. Das kann sich beispielsweise in Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben oder einer gewissen Unlust, am sozialen Leben teilzunehmen, ausdrücken.


Wenn diese Symptome über eine längere Zeit bestehen, als sehr belastend erlebt werden und die Funktionsfähigkeit im Alltag einschränken, spricht man von einer Depression.


Das StudiCare Panel 2017 hat ergeben, dass sich bei etwa 20 Prozent aller Erstsemesterstudierenden der Uni Ulm und der FAU Hinweise auf eine depressive Symptomatik erkennen lassen. Diese Häufigkeit liegt unter der Rate von durchschnittlich 30 Prozent, die in 24 internationalen Studien zur Ermittlung der Häufigkeit von Depressionen unter Studierenden gefunden wurde (4).


Wie bereits erwähnt, kann die im Panel ermittelte Häufigkeit nicht mit der Diagnose einer Depression gleichgesetzt werden. Dennoch stellen die Zahlen einen eindeutigen Hinweis dar, dass viele Erstsemesterstudierende von Unterstützungsangeboten zur Stärkung ihres psychischen Wohlbefindens profitieren könnten.

Angstsymptome

Gelegentlich angespannt, ängstlich oder voller Sorgen zu sein gehört zum Leben dazu. Viele Menschen erleben z. B. zeitweise Ängste bevor sie in eine Prüfung gehen, wenn sie mit einem Problem bei der Arbeit konfrontiert werden oder eine wichtige Entscheidung treffen müssen.


Bei manchen Menschen werden Ängste und Sorgen jedoch ständige Begleiter, sodass ihr tägliches Leben beeinträchtigt wird – beispielsweise in der Universität, bei der Arbeit oder in zwischenmenschlichen Beziehungen. Je nach Dauer, Ausprägung und Gegenstand der Ängste liegt unter Umständen eine Angststörung vor, wie z. B. eine soziale Phobie oder eine Panikstörung.

Im StudiCare Panel 2017 zeigten 12 Prozent aller Erstsemesterstudierenden Hinweise auf eine Angstsymptomatik. Etwa 30 Prozent gaben zudem an, in den letzten 12 Monaten eine Panikattacke erlebt zu haben. Eine große amerikanische Untersuchung an 2200 Studierenden ergab ebenfalls, dass ca. 12 Prozent der Studierenden unter einer Angststörung leiden (2).


Panikattacken sind auch unter psychisch gesunden Personen verbreitet, z. B. nach hohem Koffeinkonsum oder starker körperlicher Belastung, und sind nicht automatisch ein Hinweis auf eine Angststörung. Dennoch treten sie häufig in Zusammenhang mit starker Stressbelastung auf und können als Frühwarnsignal dienen, etwas für sein psychisches Wohlbefinden zu tun.

Substanzmissbrauch und –abhängigkeit

Viele Menschen trinken hin und wieder ein Glas Bier oder Wein - ab und zu auch einmal etwas mehr. Es ist heutzutage auch nicht ungewöhnlich, dass junge Menschen Marihuana rauchen, gelegentlich Ecstasy oder ähnliches konsumieren.


Allerdings kann der Konsum von Alkohol und Drogen für manche Menschen zur Gewohnheit werden, die das alltägliche Leben beeinträchtigt und auf die sie nicht mehr verzichten können. Alkohol oder Drogenkonsum können dazu führen, dass man sich zunehmend zurückzieht, sich Problemen nicht mehr stellt und sich bei fehlendem Konsum nicht mehr wohlfühlt z.B. schlecht schläft, stark schwitzt und sich nicht mehr konzentrieren kann. Dann kann eine Abhängigkeit vorliegen.


Laut den StudiCare Panel-Ergebnissen weisen nur jeweils etwa 3 Prozent aller Erstsemesterstudierenden ein Missbrauchs- oder Abhängigkeitsverhalten hinsichtlich Alkohol oder Drogenkonsum auf. Während die Panel-Ergebnisse hinsichtlich Alkohol erfreulicherweise unter der in einer großen internationalen Untersuchung an Studierenden (1) ermittelten Rate (3,9 %) liegen, sind sie hinsichtlich Drogen (0,9 %) erhöht. Bei Hinweisen, dass der Konsum von Alkohol oder Drogen eine große Rolle im Alltag einnimmt oder gar außer Kontrolle gerät, sollte man nicht zögern Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen.

 

Du selbst oder jemand aus deinem Freundes- oder Bekanntenkreis findet sich in den geschilderten Problembereichen wieder oder möchte einfach präventiv etwas für das psychische Wohlbefinden tun? StudiCare bietet im Rahmen wissenschaftlicher Studien die kostenlose Teilnahme an Online-Trainings zu einer Vielzahl von Themen an, wie z. B. niedergeschlagene Stimmung, Prüfungsangst, soziale Ängste oder auch Alkohol-, Cannabis- oder Kokainkonsum. Infos findest du hier auf der StudiCare-Homepage unter „Trainings“. Weitere Anlaufstellen, auch für den Notfall, findest du hier.

 

Ob und welche Unterstützungsangebote Studierende zur Verbesserung ihres psychischen Wohlbefinden nutzen erfahrt ihr in zwei Wochen im nächsten Blogeintrag dieser Serie: „Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten“.



Bis dahin alles Gute wünschen dir

Ann-Marie Küchler & Fanny Kählke

vom StudiCare Team

 

Literatur

  1. Auerbach RP, Alonso J, Axinn WG, Cuijpers P, Ebert DD, Green JG, et al. Mental disorders among college students in the World Health Organization World Mental Health Surveys. Am Psychol. 2017;55(5):469–80.

  2. Blanco C, Okuda M, Wright C, Hasin DS, Grant BF, Liu SM, et al. Mental Health of College Students and Their Non-college-attending Peers: Results from the National Epidemiological Study on Alcohol and Related Conditions. Arch Gen Psychiatry. 2008;65(12):1429.

  3. Dyrbye LN, Thomas MR, Shanafelt TD. Systematic Review of Depression , Anxiety , and Other Indicators of Psychological Distress Among U. S. and Canadian Medical Students. Acad Med. 2006;81(4):354–73.

  4. Ibrahim AK, Kelly SJ, Adams CE, Glazebrook C. A systematic review of studies of depression prevalence in university students. J Psychiatr Res. 2013;47(3):391–400.

  5. Zivin K, Eisenberg D, Gollust SE, Golberstein E. Persistence of mental health problems and needs in a college student population. J Affect Disord. 2009;117(3):180–

  6. Bruffaerts R, Mortier P, Kiekens G, Auerbach RP, Cuijpers P, Demyttenaere K, et al. Mental health problems in college freshmen: Prevalence and academic functioning. J Affect Disord. 2018;225:97–103.

  7. BARMER Arztreport 2018. Link



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